Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die radikale Transformation der Grenzflächen zwischen Land und Wasser infolge des Klimawandels. Der scheinbar stabile Küstenraum steht vor einer grundlegenden Neuverhandlung: Erosion, steigende Meeresspiegel und der zunehmende Verlust bewohnbarer Flächen zwingen zu einem Umdenken im Umgang mit der Küste – weg von einer rein defensiven, auf Schutz ausgerichteten Haltung hin zu einem Verständnis von Küste als dynamischer, sich ständig verändernder Schnittstelle. In dieser Zone wird Natur nicht mehr als etwas zu Kontrollierendes, sondern als Mitgestalterin eines neuen räumlichen Narrativs verstanden. Die Zeit wird zur vierten Dimension, in der der gegenwärtige Zustand als Momentaufnahme einer vielschichtigen, langfristigen Veränderung begriffen wird.
Im Zentrum des Projekts steht eine räumliche Installation, die eine imaginierte Zukunft inszeniert: eine Welt, in der die Landflächen für viele Menschen keine Heimat mehr bieten – sei es aufgrund von Überflutung, ökologischer Zerstörung oder gesellschaftlicher Abschottung. Die Folgen des Klimawandels und ein ungebremster Ressourcenverbrauch haben ganze Regionen unbewohnbar gemacht. Gleichzeitig haben sich privilegierte Gesellschaften in ihren Rückzugsräumen verschanzt, Abschottung betrieben und Solidarität verweigert.
In dieser Zukunftsvision haben sich entwurzelte Menschen auf dem Wasser niedergelassen. Über Jahre hinweg sind schwimmende Siedlungen entstanden – fragile Archipele des Überlebens, aber auch Keimzellen einer neuen sozialen Ordnung. Jenseits kapitalistischer Verwertungslogik formt sich eine alternative Gesellschaft, getragen von gegenseitiger Hilfe, Kooperation und einem radikal neuen Verhältnis zur Umwelt. Die Küste – einst Grenze – wird hier zur Schwelle, zur Plattform des Übergangs, zur offenen Möglichkeit.
Die Installation versteht sich nicht als Antwort, sondern als Frage: Wie könnte eine postkapitalistische Wasserwelt aussehen? Wie lässt sich Leben gestalten in einer Welt, in der das Land versagt hat? Welche Räume, welche Architekturen, welche sozialen Gefüge entstehen dort, wo das Territorium flüssig wird?
Zwischen Fiktion und Realität entwirft das Projekt spekulative Perspektiven auf die Zukunft der Küsten – als ästhetisch-räumliche Versuchsanordnung, als utopischer Zeitraffer, als künstlerische Intervention an der Kante zwischen Land, Wasser und Gesellschaft.

You may also like

Back to Top